Ergotherapie, Ziele, Langzeittherapie.
Ich möchte euch von meinen Erfahrungen in der Ergotherapie berichten. Zu Anfang dachte ich, ja gut man malt und bastelt ein bisschen um sich eben besser zu fühlen aber tatsächlich steckt so viel mehr dahinter und ich konnte wirklich was für mich lernen.
Also ja ich habe dort auch ein, zwei kreative Projekte gemacht aber nicht nur. Grad am Anfang aber dann auch zwischendurch mal hatte ich mit der Ergotherapeutin einzel Gespräche. In diesen hat sich mich erstmal allgemeine Fragen über mich und mein Leben gestellt. Danach sind wir tiefer gegangen und ich habe mich ein stück weit geöffnet. Wir haben uns gemeinsam angeschaut was quasi mein Problem ist und wie man mir helfen kann. Dadurch habe ich einige Projekte vollendet auf die ich wirklich sehr stolz bin. Zum Beispiel sollte ich ein Plakat erstellen welches in drei Teile aufgeteilt ist. Meine Vergangenheit, meine Gegenwart & meine Zukunft. Nun sollte ich mithilfe von Zeitschriften, Stiften, Stickern und all sowas die jeweiligen Zeiten widerspiegeln. Also aus den Zeitschriften die Bilder oder Sprüche/Wörter herausschneiden und aufkleben die für die Zeit zutreffend waren.
In einem anderen Projekt sollte ich anhand eines Diagramms darstellen wie ausgefüllt bestimmte Lebensbereiche von mir waren, wie ich mich dabei fühlte, was ich gut fand & was ich ändern wollte.
Ich habe auch mit Holz gearbeitet, so eine Figur gemacht aus verschiedenen Holzschnitten und dann bemalt. Dies diente zum Spaß & fürs Erfolgserlebnis. So dass man auf sich stolz sein konnte und man Freude empfand.
Und nun zu dem spannendsten und auch hilfreichsten Projekt. ZIELE!
Ich habe mich sehr stark mit dem Thema auseinander gesetzt. Zusammen mit der Ergotherapeutin habe ich wieder ein Plakat erstellt. Zuerst hat sie mir aber natürlich erklärt was für arten von Zielen es gibt und auch warum es so wichtig ist Ziele zu haben.
Sie war mir sehr sympathisch und hatte eine sanfte Art an sich, weshalb ich schnell vertrauen zu ihr fassen konnte. Sie war geduldig und liebevoll und erklärte mir sehr gut und glaubhaft was das Thema Ziele überhaupt bedeutete. Sie brachte es mir näher und öffnete mir nicht nur die Augen sondern auch die Tür zu einem ganz anderen, bewussteren Weg. Ein Weg den ich vorher noch nicht kannte. Ein Weg über den ich eigentlich so nie nachgedacht hatte. Der Weg der Langzeittherapie.
Aber nochmal kurz zurück zu den Zielen. Es gibt drei verschiedene Arten von Zielen. Kurzfristige, mittelfristige & langfristige.
Kurzfristige Ziele kannst du heute, morgen, in den nächsten Tagen oder in der nächsten Woche erreichen. Zum Beispiel habe ich mir damals vorgenommen mit einer Freundin öfter zu telefonieren, da ich das schon lange machen wollte. Oder zum Thema abnehmen, "heute esse ich nichts zwischendurch, heute esse ich viel Obst, heute gibts nur ein Stück Schokolade usw." Möglich wäre aber auch sowas wie aufräumen, putzen, kochen, einkaufen und und und.
Für Mittelfristige Ziele brauchst du etwas länger Zeit. Ziele die du in diesem und vielleicht noch nächsten Jahr erfüllen kannst. Zum Beispiel so und so viel Kilo abnehmen/zunehmen oder einen Ausbildungsplatz/Studienplatz finden. Dich Selbständig machen, schwanger werden, eine bestimmte Reise antreten, eine Sprache lernen usw.
Langfristige Ziele reichen viel weiter in die Zukunft. Dazu gehört dann sowas wie die Ausbildung erfolgreich beenden, eine Familie gründen, ein Haus bauen, genug Geld für eine Weltreise spare usw.
Es ist unglaublich wichtig sich in allen Bereichen Ziele zu setzen. Was bringt es uns sich das Ziel zu setzen eine Familie zu gründen wenn man dann nur zuhause hockt und depressiv ist. Hier wäre das kurzfristige Ziel raus gehen, mit Freunden treffen, auf Parties gehen, in einen Mannschaftssport oder andere sportliche oder auch kreativ Kurse besuchen. Sprachkurs geht auch. Als mittelfristiges Ziel könnte man sich vielleicht setzen kommunikativer zu werden und mehr auf Menschen zu gehen anstelle sich zurück zu ziehen. Der Weg der zum Ziel führt beinhaltet schon so viele kleinere Ziele. Wir Menschen brauchen Erfolgserlebnisse und daher lieber kleine Schritte und kleine Erfolge feiern als darauf zu warten dass sich dieses eine große, ferne Ziel erfüllt.
So aber wie hat mich meine Ergotherapeutin damit auf die Idee mit der Langzeittherapie gebracht???
Ich hatte die Idee schon vorher aber ich habe sie immer wieder beiseite geschoben, verdrängt und nicht beachtet. Doch da es dann um Ziele ging habe ich mich natürlich gefragt was ich will. Was wünsche ich mir für meine Zukunft, was habe ich vor? Und naja durch die Tagesklinik habe ich begriffen wie instabil ich eigentlich noch bin & dass ich aufjedenfall Therapie weiterhin brauche um klar zu kommen. Naja und ich hatte von vielen gehört die in Langzeittherapie gingen, also stationär. Da hab ich mich dann halt einfach mal genauer informiert und mich bewusst damit auseinander gesetzt. Und dann wurde mir einfach klar, stationär macht so ne Therapie mehr Sinn. Ich bin zwar auf einer Seite in einem geschützten Rahmen andererseits bekommt man mich 24/7 mit und nicht nur einmal die Woche für ne Stunde. Ich wollte ja dass man alle meine Seiten sieht und nicht nur das was in dieser einen Stunde ist.
Okay also ich wusste ich war noch ziemlich instabil und könnte so niemals ne Ausbildung beginne. Zudem war ich mir garnicht wirklich sicher welche Ausbildung ich denn beginnen wollte. Ich hatte absolut keinen Plan für meine Zukunft, war Rückfällig mit Ritzen und Alkohol geworden und naja der einzig logische und sinnvolle Ausweg um irgendwie wieder den Weg zurück ins Leben zu finden war nun mal eine Langzeittherapie. Ich wollte ja eine schöne Zukunft haben und ich wollte irgendwie aus gesund werden, mich besser fühlen und was aus meinem Leben machen, doch so alleine hätte ich das niemals geschafft. Ich hatte so wenig Kraft und brauchte einfach so viel Unterstützung wie möglich.
Also habe ich mich an eine Drogenberatungsstelle gewendet die mir dann auch einige Therapieeinrichtungen vorgeschlagen hatte und jaa, ich eine Ausgesucht, alle Anträge für die Klinik und die Kostenzusage ausgefüllt usw. Das ganze Prozedere halt. Ja und dann ging alles recht schnell...naja so schnell auch nicht aber doch irgendwie. Ich hatte mein Aufnahme Termin für die Salus Klinik in Friedberg.
- Fortsetzung folgt -
Tanja
Kommentare
Kommentar veröffentlichen