Psychose

Soooo...wo fang ich an, wie mach ich weiter?

Letzter Stand meines Lebens war ja dieser 03. November 2019. Dieser für mich sehr einprägende Absturz.

Man könnte ja auch meinen, dass mich das alles abgeschreckt hätte...war nur leider nicht so. 

Ich glaube gleich das Wochenende drauf hatte meine beste Freundin ein ziemlich miesen Absturz. Das war aufgrund von XTC gemischt mit viel zu viel Alkohol UND halt das erste mal XTC...und naja die Stimmung war auch nicht besonders gut und die Psyche trägt bei solchen Drogen ja unglaublich viel bei...

Naja jedenfalls war das auch noch kein Grund für mich aufzuhören. So und das Wochenende drauf lag ich dann im Krankenhaus...ich wollte doch nur feiern gehen und stattdessen verbrachte ich die Nacht im Krankenhaus in St.Georg...das ist auch nochmal ein extra Post wert. Kommt noch !!!

Naja dann war ich zwei drei Tage weg von wirklich harten Drogen. Gras zählte ich irgendwie gar nicht mehr zu Drogen. Ich rauchte das zeug wie Zigaretten. Ja aber nach zwei, drei Tagen holte ich mir wieder Koks oder ging zu meinen bekannten die mir Crystal gaben (was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht so ganz realisiert hatte. Für mich waren es eine Droge die besser war als alles andere). Uni ging ich eigentlich überhaupt nicht mehr und einen Tages-Rhythmus oder eine Routine hatte ich nicht wirklich. Ich dachte nicht darüber nach was morgen sein würde oder was gestern war. Ich lebte in den Tag hinein ohne mir irgendwelche Gedanken um irgendwas zu machen. Solange ich genug Stoff hatte machte ich mir um nix mehr Gedanken.

Jedoch war nun eine Sache in meinem leben anders. Zuerst wusste ich nicht was es war. Ich konnte es nicht deuten. nach ca. zwei Wochen nach meinem Krankenhaus Aufenthalt begriff ich es nun.                 Ich halluzinierte, hörte Stimmen, war übelst paranoid und wusste nicht mehr was Realität und Wahrheit war und was Illusion. Was spielte mein Kopf mir da vor? Wem konnte ich noch glauben? Was konnte ich noch glauben? Ich konnte meinem eigenen Kopf nicht mehr vertrauen. Jedes Szenario meines Lebens stellte ich nun in Frage. Befand ich mich wirklich gerade in Hamburg in meiner Wohnung? Schien gerade wirklich die Sonne? Oder war das alles nur Einbildung? Träumte ich vielleicht auch einfach gerade?

Anfangs war ich noch sehr verunsichert. Ich wusste nicht ob ich mit jemandem drüber reden sollte...ich wusste ja nicht mal was ich genau erzählen sollte wenn ich nicht mal wusste was wirklich passiert war, was real war und was mir mein Kopf vorgaukelte. Natürlich hatte ich auch panische Angst. Klar, Halluzination und Stimmen waren jetzt nichts neues für mich. Durch Halluzinogene Drogen kannte ich das ja aber diesmal war es anders. Und der Trip schien kein Ende zu nehmen. Das was ich sah und hörte wirkte bedrohlich auf mich. Es machte mir Angst. Ich fühlte mich stets beobachtet. Ich hatte richtig mit Panik zu kämpfen. Ich versuchte es immer zu unterdrücken....irgendwie. Es sollte niemand bemerken. Mich sollte niemand für verrückt halten. Durch den weiteren drogen Konsum wurde es erträglicher. Zumindest solange ich im rausch Zustand war. Allerdings musste ich auch vollkommen druff sein. Quasi vergleichbar mit angetrunken und besoffen. Vollkommen besoffen. So bisschen druff ging nicht. Ich ballerte mich komplett weg, egal wie, egal mit was, egal mit wem. Hauptsache die Stimmen wurden leiser und die Gesichter verschwanden von den Wänden.

Bestimmt fragst du dich jetzt wie sich die Halluzination und Stimmen geäußert haben. Was ich halt gesehen und gehört habe. Ich sags dir :)

Also die Halluzination die tatsächlich am häufigsten vorkam waren irgendwelche Schatten. Schatten wozu es jedoch keine Person oder Gegenstand gab. Schatten die hin und her flitzen, um mich herum tanzten, auf mich zu kamen, mich beobachteten oder mich auslachten. Manchmal waren die Schatten wie dunkle Flecken und manchmal hatten sie die Gestalt von Menschen oder Figuren. Manchmal war ich mir gar nicht sicher ob da gerade ein eingebildeter Schatten vorbeigehuscht war oder nicht. Ich glaubte meinen eigenen Augen ja nicht mehr.

Welche Halluzination noch wirklich sehr Präsent war, waren Gesichter, Fratzen, Horror-artig, ungestalten die mich anblickten, auslachten, beobachteten. Sie waren immer an hellen Wänden. Dort wirkten sie so bedrohlich auf mich. Solche Fratzen hatte ich auch vorher schon auf Pilzen gesehen, tatsächlich habe ich sie sogar gezeichnet. Jedoch waren sie damals eher interessant, spannend, freundlich obwohl sie nicht so aussahen. Doch jetzt hatte ich Angst vor ihnen.

Des weiteren kamen Halluzinationen vor wie Farben intensiver wahrnehmen, Licht Reflekte deutlich in meinem Sichtfeld. Manchmal sah ich wenn es dunkel war auch Menschen in weiter ferne laufen die nach einmal blinzeln wieder verschwunden waren.

Nach einem besonders schlimmen Alptraum sah ich überall schwarze Augen. Menschen mit schwarz ausgefüllten Augen. Schatten mit schwarzen Augen. Überall waren diese schwarzen Augen. Damals wusste ich nicht ob ich immer noch in meinem Alptraum gefangen war oder ob das, das wirkliche Leben war.

Dann waren da ja auch noch die Stimmen. Anfangs waren sie sehr undeutlich und auch ehr ein Gemurmel und Genuschel. Oft schienen sie auch weiter weg zu sein. Sie wurden mit der Zeit lauter. Erst hatte ich immer eine riesen Angst und wollte mich verkriechen. Nicht hören. Mit der Zeit wurde das Gemurmel aber nervig. Ich konnte mich kaum noch auf etwas konzentrieren, da mein Gehirn die ganze Zeit versuchte zu verstehen was die Stimmen nuschelten. Ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Irgendwann wurden die Stimmen deutlicher und manchmal konnte ich tatsächlich verstehen was sie sagten.

"Du darfst nicht glücklich sein. Du musst konsumieren. Du brauchst die Drogen. Du darfst nicht heilen. Du darfst nicht."

Ich war zutiefst eingeschüchtert von diesen Worten. ich glaubte ihnen. Ich weiß nicht warum ich ihnen glaubte...vielleicht mit der Hoffnung dass sie dann aufhören würden mit mir zu sprechen.

Es ist immer noch schwer zu begreifen was da abging. Dass nur ich diese Stimmen hörte und diese Schatten sah. Dass ich mir das alles einbildete.

Die Stimmen und Schatten waren also mein ganz normaler Alltag. Richtig an sie gwöhnte ich mich nicht. Jedoch beeinflussten Sie mich in meinem kompletten Leben. Wie schon gesagt, ich konnte mich auf nichts mehr wirklich konzentrieren. Konnte nie bei einer Sache bleiben und wurde immer paranoider. Ich fühlte mich alleine nicht mehr wohl und sicher aber mit Menschen auch nicht. Ich war der festen Überzeugung alle würden über mich reden, mir nur schlechtes wollen, mir Unheil wünschen, mir mit Absicht weh tun usw. Ich war davon überzeugt mich würde jemand die ganze Zeit beobachten.

ich vertraute niemandem mehr. Alle waren sie mir fremd. Alle waren falsch. Teilweise sperrte ich mich in meinem Zimmer ein und weinte. Ich war alleine in der Wohnung und doch sperrte ich mich im Schlafzimmer ein und verkoch mich in meinem Bett. Ich hatte nur noch Angst.

Wenn ich mit ner Freundin oder so draußen unterwegs war, fragte ich mich ob das gerade wirklich geschah oder ob ich eigentlich alleine spazieren war. Was war die Realität und was nicht?

Es wurde immer schlimmer und ich wusste nicht mit wem ich reden soll. Ob mich überhaupt jemand verstehen würde. Ob ich verrückt war?

Ich musste aufjedenfall weiter konsumieren, denn dann war alles so viel erträglicher. 

Naja und dann stand ich kurz vor meinen Prüfungen, hatte so gut wie das ganze Semester verpasst und sobald ich lernen wollte wurden die Stimmen lauter und lenkten mich ab. Ich konnte nicht lernen. dann versuchte ich es mit Kokain. Ein zwei lines und die Stimmen waren recht leise und ich konnte super lernen. Zumindest für vielleicht ne halbe Stunde. Dann zog ich noch eine line und dann noch eine und dann konnte ich auch nicht mehr lernen. hatte auch kein Bock mehr zu und mir waren die Prüfung auch scheiß egal. Alles war egal.

So und im nächsten Post welcher sich um den 14. Januar dreht, erzähle ich wie ich es dann doch geschafft habe mir Hilfe zu holen. Wie ich mich jemandem anvertraut habe.

Des weiteren werde ich demnächst noch einen weiteren Post zum Thema Psychose besonders Drogeninduzierte Psychose schreiben. So allgemeine Infos über diese Erkrankung und auch wie ich sie los geworden bin.

Tanja

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