Abteilung Sucht

Doch wieso wird dann weiter konsumiert?

Ok, also man hat realisiert, dass man süchtig ist. Man hat ein Problem, dessen ist man sich bewusst. Doch ist jetzt auch die Frage ob man überhaupt etwas dagegen unternehmen möchte? Hat man überhaupt die Kraft dazu?

Sich Hilfe zu suchen, sich jemandem zu öffnen und anzuvertrauen hört sich vielleicht leicht an aber das ist es ganz und gar nicht. Viele haben kein Verständnis dafür. Können nicht nachvollziehen weshalb man konsumiert. Sie verstehen das Thema Sucht nicht. Eventuell hat man auch gar keinen mehr dem man sich anvertrauen könnte. Manche haben so viel scheiße gebaut, dass ihnen niemand übrig geblieben ist. Oder vielleicht denkt man auch einfach man hat niemanden. Vielleicht denkt man, es würde eh niemand einem helfen oder man ist einfach nicht genug wert. Vielleicht hat man auch Angst. Angst vor dem Entzug und was danach kommt. Viele haben auch keine Perspektive, keine Zukunft, keine Aussichten und keine Ziele. Wenn sie denn mal clean sind, ja was dann? Wohin? Was tun? Die Angst davor alleine da zu stehen ohne zu wissen wohin mit einem ist so groß, dass einfach weiter konsumiert wird. Oder was passiert dann mit mir? Wie schaffe ich es ohne Drogen/Alkohol zu leben? Wenn ich nichts mehr habe, wie soll ich dann glücklich sein? Was soll ich den ganzen Tag denn machen?

Oder aber man möchte einfach nicht aufhören. Man weiß man hat ein Problem aber das ist mir egal, ich will die Drogen/Alkohol nicht aufgeben.

Es gibt noch etliche weitere Gründe die dazu führen, dass der Konsum fortgesetzt wird. Doch im Endeffekt rennt man nur vor sich selber weg. Man weiß, man hat ein Problem aber Angst, Kraftlosigkeit, Ziellosigkeit, Einsamkeit usw. führen dazu, dass der Konsum fortgesetzt wird. Vielleicht ist auch die Hoffnung dabei. Hoffnung, dass das nur ne "Phase" ist und sobald die vorbei ist gehts einem wieder gut und alles ist wieder schön & der Konsum kann problemlos weiter verlaufen.

Viele gehen jedoch tatsächlich in Entgiftung. Entweder weil sie sich selbst dazu entschieden haben oder weil sie quasi Druck von außen bekommen. Druck von der Familie, Freunden, Partner/in oder vom Staat. Manchen hilft das auf die Sprünge und sie schaffen es doch tatsächlich schaffen es über 80% nicht. Sie werden Rückfällig.

Ein Rückfall kann mehrere Ursachen/Hintergründe haben wie zum Beispiel:

- Wenig bis keine Unterstützung. Man steht also wieder alleine da, fühlt sich einsam und alleine. Es geht einem nicht gut, wird wieder depressiver und sieht keinen anderen Ausweg aus dem Unglück heraus.

  • Keine Ziele. Keine Aufgaben. Keine Perspektive.
  • Man verharrt in bekanntem Umfeld mit bekannten Leuten die natürlich weiterhin konsumieren. Man ist quasi zu nah am Tatort dran. Man muss sich also aus seinen gewohnten Ketten reißen, das gewohnte Umfeld verlassen und neue Wege einschlagen. 
  • Suchtverlagerung. 
  • Man sieht Alkohol nicht als Gefahr an und denkt man kann Alkohol trinken und niemals wieder Drogen konsumieren.
  • Schicksalsschläge. Vielleicht ist man nicht resilient genug oder man hat keinen Beistand oder man verfällt in so tiefe Depressionen, dass der einzige Ausweg die Drogen sind.
  • Einfach keine Lust mehr. Man sieht keinen Sinn clean zu bleiben. Ein schlichtweg einfach kein Bock nüchtern zu sein.

Es gibt noch tausend weitere Gründe...

Viele gehen durch etliche Entgiftungen, doch finden nie so richtig den Absprung in die nüchterne Welt. Es ist auch verdammt schwer.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und der Kopf sowie der Körper haben sich an die Substanzen und den Rausch-Zustand gewöhnt. Ohne funktionierts nicht mehr. 

Der Entzug ist anstrengend. Anstrengender als man sich überhaupt vorstellen kann und viele halten das einfach nicht durch. So und da möchte ich was ganz wichtiges zum Entzug sagen und das wissen tatsächlich & leider nur die wenigsten.

Der körperliche Entzug ist grauenvoll, darüber brauchen wir nicht reden. Jedoch ist dieser nach 2 circa vorbei. dann hat man das geschafft. 2 Wochen. Diese 2 Wochen verbringt man in einer Entzugsklinik welche auch von der Krankenkasse übernommen wird.

ABER  und jetzt GUT AUFPASSEN!!! der psychische Entzug beginnt erst nach 2-3 Wochen nach letztem Konsum. Das heißt, dann wenn der körperliche Scheiß vorbei ist fängt es im Kopf an klick zu machen. Wenn man denkt, man hat es geschafft, dann fängt es erst richtig an. Und alles was im Kopf passiert kann man nicht sehen und was man nicht sehen kann ist entweder nicht da oder eben nicht so schlimm. Doch das ist der Zeitpunkt der wahre Kampf erst beginnt. Die psychische Abhängigkeit ist man nicht nach 2 Wochen wieder los. Das dauert ewig und ist so viel anspruchsvoller da man nicht weiß wann es denn besser wird. Beim körperlichen Entzug kann man das ja ungefähr abschätzen.

Demnächst wird ein Post rundum den Psychischen Entzug und die Psychische Abhängigkeit folgen.

Bevor ich jetzt diesen Post beende möchte ich noch eine Sache ansprechen die sehr wichtig ist und vielleicht auch unglaublich schwer zu verstehen.

Wie ich im vorherigen Post schon erwähnt hatte lebt ein süchtiger in seiner eigenen Welt. Die Wahrnehmung ist verzerrt & die Realität ganz fern von dem was sie eigentlich ist. Die Substanz hat oberste Priorität.

Die Konsequenzen sind einem völlig egal. Die Fehler nicht sichtbar und die Gesetze völlig egal. Der Mensch gibt alles dafür dass es ihm besser geht ganz egal was er dafür tun muss. Irgendwie muss er an Geld kommen um sich somit sein "Glück" zu kaufen. Die einen klauen, betrügen, überfallen oder rauben, die anderen Verkaufen all ihr hab und Gut oder sich selbst (Prostitution). 

Natürlich hatte man eigene Prinzipien und Moralische Regeln die man niemals verstoßen wollte aber in der Not frisst man auch ein Besen. Das Gefühl für richtig oder falsch, das Gefühl für gut und böse verschwimmt so sehr miteinander, dass man irgendwann keinen Unterschied mehr sehen kann.

Der Drang nach dem vermeidlichen Glück den der Rausch, diese Substanz einem bescheren kann ist so emenz groß. Es ist für nicht-betroffen unvorstellbar wie groß dieser Drang, dieser Druck ist. Es ist ein Kampf ums überleben. Der süchtige lebt in dem glauben ohne diese Substanz nicht lebensfähig zu sein. Der süchtige kann den Zustand des Entzugs nicht aushalten wenn er weiß es gibt noch eine andere Möglichkeit.

Im Endeffekt sind süchtige, besonders auf Entzug, wirklich zu allem fähig. Man kann sie nicht einschätzen. Sie würden alles tun um wieder "glücklich" zu sein. Ja man wird da ziemlich egoistisch und mit der Zeit auch sehr einsam.

Also eigentlich hintergehen wir uns selbst indem wir uns auch immer wieder einreden, dass das alles okay sei was wir machen. Wir verdrängen unsere Gefühle, unser schlechtes Gewissen so sehr, dass es irgendwann gar nicht mehr zum Vorschein kommt. 

"Es ist okay, du musst das tun damit es dir besser geht. Du musst das tun um wieder glücklich zu sein. Du hast es verdient dass es dir gut/besser geht. Wenn keiner weiß wofür du das machst dann wird man dich nicht verurteilen. Wenn du alles ganz schnell machst wird man dich niemals entdecken. Du brauchst das, sonst kannst du nicht leben, deshalb ist es okay."

Man erfindet tausend Gründe/Ausreden wie man seine Handlungen rechtfertigen könnte. Man redet sich diese dann so oft und so lange ein bis man sie tatsächlich selber glaubt & dann danach lebt.

 Aber wie schafft man es denn dann wirklich clean zu bleiben? Wie schafft man es wieder auf natürliche weise glücklich zu werden und sein Leben zu meistern? Was passiert wenn der ganze Entzug geschafft ist? Wie bekommt man es hin, nicht Rückfällig zu werden? Gibt es ein Erfolgsrezept? Wie bricht man aus seinen gewohnten Ketten?

- Fortsetzung folgt -

Tanja 



Kommentare

Beliebte Posts