Abteilung Sucht - Gibt es ein Erfolgsrezept ?

 Aber wie schafft man es denn dann wirklich clean zu bleiben? Wie schafft man es wieder auf natürliche weise glücklich zu werden und sein Leben zu meistern? Was passiert wenn der ganze Entzug geschafft ist? Wie bekommt man es hin, nicht Rückfällig zu werden? Gibt es ein Erfolgsrezept? Wie bricht man aus seinen gewohnten Ketten?

Die größte Fragen aller Fragen: Wie schafft man es aus der ganzen Scheiße wieder raus?

Grundsätzlich kann ich nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen. Dazu zählt aber auch das was ich von anderen mitbekommen habe.

Uff...ich weiß garnicht wo ich anfangen soll....

Also ich würd mal sagen das wichtigste ist, man muss es selbst wollen. Sobald Druck von außen kommt und man nicht zu 100% bei der Entscheidung ist, hat es einfach keinen Sinn. Ja es gibt bestimmt ausnahmen aber grundsätzlich funktioniert es nicht. So um es aber zu 100% auch selbst zu wollen muss man erstmal verstehen was überhaupt abgeht. Das heißt, man muss sich die Sucht eingestehen, verstehen was es bedeutet süchtig zu sein, was die Sucht mit einem macht psychisch & körperlich. Man muss verstehen wie sich das enge Umfeld also Familie & Freunde dabei fühlen und was diese bei all dem für eine Rolle spielen. Und dann brauch man ganz viel Mut sich jemandem anzuvertrauen. Idealerweise einer nüchternen und stabilen Vertrauensperson oder eben eine Suchtberatungsstelle. Aber natürlich ist das ganze nicht so einfach wie sich das jetzt anhört. Viele verstehen es nie und viele müssen erst einen krassen Schicksalsschlag, ein traumarisierendes Erlebnis oder einfach so viel scheiße erlebt haben bis sie es verstehen. Es ist ganz unterschiedlich aber die Erkenntnis kommt nicht einfach so.

Ich würde mal behaupten dass die meisten mehrere Therapien durchgehen müssen. Mehrere Entgiftungen antreten und einfach mehrere Anläufe brauchen. Denn oft versteht man am Anfang nur ein Teil und je mehr Therapie man durchgeht und Zeit vergeht desto mehr versteht man. Jedoch spielt hierbei das Umfeld eine super große Rolle. Man MUSS so schnell wie möglich verstehen, dass man sein Umfeld ändern MUSS wenn man clean leben möchte. Kontakte müssen abgebrochen werden und auch die Wohnsituation muss sich ändern. Handynummern gelöscht, neue Wohnung, vielleicht neue Stadt, evtl. neuer Job usw. es ist unglaublich schwer sich von Leuten zu trennen wo man doch denkt dass diese Freunde sind. Doch wenn man dann mit denen nüchtern Zeit verbringt während die druff sind, merkt man ganz schnell dass man eigentlich nichts gemeinsam hat und naja es ist halt einfach nicht so wie vorher. Und das wird es auch nie wieder es sei denn man konsumiert wieder.

Die alte Wohnung erzählt tausend Geschichten. Überall hängen Erinnerungen vom Konsum. Von Parties, von Freunden, von Gesprächen usw.

Bei der Gegend ist es genauso. Man weiß wo man was findet, Erinnerungen sind überall.

Es ist wirklich nicht einfach sein gewohntes Umfeld einfach so zu verlassen und einen Neustart zu wagen. Es ist nicht einfach seine "Freunde" aufzugeben und erstmal mehr oder weniger alleine da zu stehen. (Kommt darauf an ob man nur noch Drogen-Kontakte hat) Es ist nicht einfach nochmal von neu zu starten. Es ist nicht einfach. Hier steht die Willensstärke ganz groß geschrieben. WILL man wirklich was ändern? WILL man wirklich clean BLEIBEN? WILL man stark bleiben? Es benötigt ein Unmengen an Kraft und Energie das alles zu schaffen. Jeder einzelne der es geschafft hat kann verdammt stolz auf sich sein!

Je mehr Unterstützung man hat desto leichter ist es natürlich. Ich zum Beispiel hatte/habe wirklich verdammt viel Glück. Ich habe eine wunderbare Familie die immer hinter mir steht und immer ihr bestes gibt. Besonders meine Eltern haben mir unglaublich viel geholfen aus dem ganzen raus zu kommen.

Als angehöriger braucht man aber auch ganz schön viel Kraft und auch Geduld. das ist auch nicht ganz so einfach.

Wenn man natürlich alleine da steht weil man so viel scheiße gebaut hat, dass das Vertrauen und der Glaube an einen nicht mehr vorhanden ist, ist es um einiges schwieriger ABER nicht unmöglich. Da sollte man sich wirklich durch einen Psychologen Hilfe suchen oder durch den Sozialdienst/Sozialarbeiter. Irgendjemand dem man sich anvertrauen kann und der einem die nötige Unterstützung gibt, grad wenn es um Wohnungssuche und Jobsuche geht. Wenn man das nämlich schon mal hat dann ist das schon mal ein großer Pluspunkt.

Man sollte sich selbst aber auch Zeit geben. Sei geduldig mit dir selbst. Immerhin hast du über Jahre hinweg etwas in dir aufgebaut und das kann nicht von heute auf morgen heilen. Du brauchst Zeit für dich aber du solltest dich niemals einsam fühlen. Langweile ist dein größter Feind. 

ROUTINE! TAGESSTRUKTUR! Ganz ganz gaaaaaanz wichtig. Nicht nur für Süchtige sondern generell für psychisch kranke. Ein roter Faden an dem man sich lang hangeln kann ist wirklich super wichtig. Diese Routine gibt einem einen Sinn im Leben.

Der Sinn im Leben.

Bei jedem ist er anders. Jeder strebt nach einem anderen Ziel, manche nach mehreren Zielen. Und da wären wir auch schon beim Thema ZIELE. Wenn du weiterleben willst. Wenn du clean leben willst. Wenn due LEBEN willst dann brauchst du Ziele. Ganz gleich ob große oder kleine Ziele. Ganz egal ob diese Ziele in naher oder ferner Zukunft liegen. Wichtig ist, dass sie real sind, erreichbar sind. Für dich erreichbar.

Spür in dich hinein. Was willst du? Was möchtest du aus deinem Leben machen? Was möchtest du ausleben, erleben, erfahren, spüren? Was hast du vor?

Für mich persönlich waren so kurze, nahe Ziele erstmal einfacher. Dadurch habe ich schneller ein Erfolgserlebnis verspürt und mich zum weiter kämpfen motiviert. Ein Ziel von mir war es auch bewusst in die Zukunft zu blicken und zu überlegen was ich aus mir machen will? Möchte ich nochmal studiern? Oder vielleicht eine Ausbildung? Und dann die frage was/welche. Was möchte ich erreichen?

Mit der zeit habe ich dann auch gelernt, auch auf die kleinen Schritte zu achten. 

Man verliert schnell wieder die Hoffnung wenn der Weg zu seinem angesetzten Ziel zu lange dauert. Daher muss man dann auf diese kleinen zwischenschritte achten. Zum Beispiel wenn du ne Ausbildung suchst. Kann ziehmlich verzweifelnd sein wenn man nicht gleich eine findet ABER jetzt kannst du darauf achten: du hast die Bewerbung & den Lebenslauf selbst geschrieben. Du hast mehrere Bewerbungen überhaupt erst rausgeschickt, das heißt du hast dich auch vorher schlau gemacht wo und welche Firmen. Du warst bei Vorstellungsgesprächen. Du schickst immer weitre Bewerbungen raus, das heißt du gibst nicht auf. Du machst dir Gedanken um deine Zukunft, das heißt du siehst eine Zukunft.

All das sind kleinigkeiten auf die man schon stolz sein kann. Man selbst sieht erstmal nur "Ich finde keine Ausbildungstelle". Guck auf die zwischenschritte. Kleine Schritte sind auch Schritte. Dadurch kannst du kleine Erfolgserlebnisse ergattern und dich somit motivieren nihct aufzugeben ud nicht zu verzweifeln. Ich weiß, dass das wirklich nicht einfach ist und es ein bisschen Zeit brauch bis man diese kleinen Erfolge überhaupt sieht aber da muss man einfach stark bleiben und mit sich selbst geduldig sein.

Wenn man Glück hat gibt es Menschen in dem eigenen Umfeld, die einen darauf Aufmerksam machen können.

Das mit dem glücklichsein ist dann so ne Sache...da kann ich auch nicht viel helfen. Jeder Mensch ist da anders. Ich weiß nur, dass es Zeit braucht und man sehr viel an sich arbeiten muss. Umfeld/Lebens Situation ändern, Ziele setzen, kleine erfolge feiern, dinge tun die einem wirklich gut tun und dann mit der Zeit wird die Freude zurück kommen und irgendwann wird man vielleicht wieder glücklich sein.

Wie baut man keinen Rückfall? Wie bleibt man clean? Auch wenn man alles macht was ich bisher geschrieben habe, kann man dennoch Rückfällig werden. In so einem fall ist immernoch irgendein Störfaktor im Leben. Der kann von außerhalb oder aber von einem selbst kommen. Den musst du dann ganz für dich alleine herausfinden. Dafür gibt es keine Anleitung.

Es gibt kein Erfolgsrezept!

So leid es mir tut aber es gibt keine Anleitung wie das alles funktioniert. Es gibt Tipps, Tricks, Empfehlungen, Unterstützung, Hilfe usw. was einem den anstoß geben KANN aber im Endeffekt muss man es selbst zu 100% wollen. Und zu diesem WOLLEN muss man erstmal kommen. Wie man dazu kommt kann ich dir auch nicht sagen. Irgendwann ist es soweit....hoffentlich.

Und wie man aus seinen gewohnten Ketten bricht ist auch nicht so easy daher gesagt. Man brauch einfach verdammt viel Kraft aber vorallem Mut und Willensstärke. 

Im nächsten Post zur Abteilung Sucht möchte ich das Thema "Suchtverlagerung" vertiefen.

Tanja

Kommentare

Beliebte Posts