- so und im nächsten Moment zieh ich auch schon an meinem ersten Joint. -

Ich hatte online jemanden kennengelernt der in der selben Stadt lebte wie ich. Er wohnte garnicht so weit weg von mir, jedoch hatte ich ihn vorher noch nie gesehen. Vielleicht lag das auch daran dass er eben in ganz anderen Kreisen verkehrte als ich damals und er war nunmal auch ein, fast zwei Jahre jünger als ich.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke ist das schon heftig...ich war gerade mal 16 kurz vor der 17, also war er so um die 14/15...kam mir aber irgendwie garnicht so vor, dass er so Jung war. 

Jedenfalls verstanden wir uns ja ziemlich gut ja und an diesem einen Abend gingen wir eben spazieren in unserem kleinen Städtchen. Wir liefen bei mir in der Nähe umher, raus aufs Feld. Meine Eltern waren soweit ich mich erinnern kann auch garnicht zuhause. Ich glaube mit Freunden was essen oder so.

Es war schon recht spät also so 22 Uhr aber es war ein sehr angenehmes Wetter. Es war nicht kalt, nicht warm sondern genau angenehm um einen schönen Abend Spaziergang zu machen. ja und dann kramte er in seiner Jackentasche rum und holte einen Joint raus. Damals dachte ich das wäre eine Zigarette im etwas anderen Stil (haha) aber er klärte mich schnell auf indem er mich fragte ob ich schon mal gekifft hätte. In dem Moment kam ich mir sehr dumm vor, ich war doch die ältere....ja und so sagte ich dass ich schon ab und zu mal einen geraucht hätte. - also so im Nachhinein bin ich der Meinung dass er mir kein einziges Wort geglaubt hat.- Ja und so reichte er mir den Joint. Ich weiß noch dass ich erst zögerte aber da ich ja nun schon gesagt hatte, dass ich es schon mal getan hatte und ich nicht wie ein vollidiot da stehen wollte, zog ich halt daran. Der Hustenanfall war ja eigentlich vorprogrammiert aber ich redete mich damit raus, dass ich einen zu tiefen Zug genommen hätte und bla bla bla.

Und so liefen wir umher, mit dem Joint in der Hand, in sich steigernder Stimmung. Ich kann mich noch so gut an diesen Abend erinnern, an den Spaziergang, an die Gespräche, an die Handlungen, an mein Verhalten, an einfach alles.

Nach geraumer Zeit brachte er mich nachhause. Zuhause angekommen hatte ich natürlich tierischen Kohldampf und nahm alles essbares mit in mein Zimmer was ich finden konnte. Ich fühlte mich so leicht, so schwerelos. Alles war gut. Nichts böses umgab mich. Das war wunderschön. Ja und so schlief ich erstmal ein.

Ja gut und dann war ich irgendwie halt ein Kiffer geworden. Bei jedem treffen mit ihm war mindestens ein Joint dabei. Natürlich war ich irgendwie immer noch so das kleine unerfahrene Küken aber ich lernte sehr schnell. Ich lernte die Kiffer-Sprache und ich lernte wie man einen Joint baut. -kann man zu so etwas lernen sagen?- 

Dann ging alles ganz schnell. Da ich im Internet ja noch sehr aktiv war, viel es mir stoned natürlich viel leichter Gesprächsthemen zu finden, vor allem wenn mein gegenüber ebenso kiffte. So wurden auch die treffen mit den Typen immer lustiger und erfüllender. Da mir meine Stadt und Umgebung irgendwann zu langweilig wurde wechselte ich meinen "Freunde-such-radius" nach Frankfurt, wo ich auch schnell fündig wurde.

Ich lernte diesen einen dude kennen mit dem ich dann nun den kompletten Sommer verbringen würde. Mit ihm und seinen Freunden. Ich muss sagen, es war ein echt geiler Sommer. Kein Wunder, ich war fertig mit meinem Fachabi, würde in ein paar Monaten nach Amerika gehen für mein Auslandsjahr und ich hatte mein zweites Trauma hinter mir (dazu werde ich auch noch zu sprechen kommen aber nicht jetzt).

Natürlich hatte ich auch schon längst entdeckt, dass Gras das beste Schmerzmittel für körperliche aber besonders psychische Beschwerden/Belastungen war. Ich konnte "vergessen", ich konnte abschalten, ich hab mich frei gefühlt, mir ging es einfach gut. So gut wie schon lange nicht mehr.

Aus ein, zwei Joints in der Woche wurden ein, zwei Joints pro Tag. Aus ein, zwei Joints pro Tag wurden ein, zwei Joints alle paar Stunden und so weiter und so weiter. Ich fuhr eigentlich jeden Tag nach Frankfurt. Vormittags/Mittags hin und mitten in der Nacht entweder mit der letzten oder der ersten S-Bahn zurück. Das lief einige Monate so. Wenn man so drüber nachdenkt eigentlich ziemlich langweilig, ist ja immer das gleiche gewesen. Aber Zeitgefühl oder Langeweile kannte ich nicht, nicht so lange ich high war.

Ich muss sagen diese täglichen Fahrten nach Frankfurt sind so ziemlich das einzige woran ich mich erinnern kann. Keine Ahnung was außerhalb Frankfurts passierte. Wie war ich zu meiner Familie? Was war mit meinen Freunden aus meiner Stadt? Was hab ich generell so gemacht wenn ich nicht in Frankfurt war? Ja das sind die Konsequenzen die ich jetzt tragen muss. Ich hab so ein vernebeltes Leben geführt dass ich mich nur noch an den Rausch erinnern kann...irgendwie traurig.

Wie bei so gut wie jedem anderen auch wurde mir irgendwann mal Exctasy angeboten, welches ich auch nahm, dann wurden mir Pilze angeboten, welche ich auch nahm und und und...also naja das ist halt so wenn man einmal sich in so eine Szene begiebt, dann ist der rest eigentlich nicht weit entfernt. Da ich von Grund aus Neugierig bin ist es ja logisch dass ich alles mal ausprobieren wollte. Wenn es doch nur beim ausprobieren geblieben wäre...aber klar wenn man gefallen daran gefunden hat und es Spaß macht, man mit den richtigen Leuten unterwegs ist und die Welt aufeinmal in Ordnung ist, klar wieso sollte man auch aufhören?

Ich lebte also in meiner eigenen Welt. Tag für Tag. Menschen die nicht konsumierten interessierten mich nicht. Was sollte ich mit denen anfangen, die waren langweilig und die hatten absolut keine Ahnung wie es war wenn man sich sooo frei fühlte, die hatten keine Ahnung wie geil so ein Rauschzustand wirklich war wenn man nüchtern sich am liebsten umgebracht hätte.

Ich sag mal so, in meinem ersten "Konsum-Jahr" war die Welt echt Anordnung solange ich nicht nüchtern war. Ich hatte nicht wirklich irgendwelche abstürze oder Horrortrips. Ich war stets gut gelaunt, wenn ich high war. Nichts und niemand konnte mir mehr was antun. Die Dämonen in mir wurden stillgelegt, ich habe sie mit betäubt. Klar wenn ich dann mal nüchtern war, war die Welt nicht mehr so Anordnung. Ich war reizbarer, emotionaler, weinte viel und schrieb viel Tagebuch. Logisch, nüchtern versuchte mein Kopf das letzte Trauma zu verarbeiten. Mit den Drogen hatte ich das ja immer wieder verdrängt.

Am schlimmsten jedoch waren die Therapie-Sitzungen mit der Ollen...nüchtern auch noch. Ich weiß wirklich noch ganz genau, dass ich immer genervt war, kurze schnippische antworten gab und immer wieder auf die Uhr schaute. Die dumme Kuh hörte mich doch eh nicht, wieso sollte ich mir also Mühe geben ihr noch irgendwas groß zu erzählen. Bei beiden Traumata hat sie ja auch kaum reagiert also war für mich klar: Die interessiert sich nicht für mich sondern nur für das Geld was sie einkassiert.

Ach das hatte ich ganz vergessen, irgendwann fing ich natürlich auch mit Zigaretten rauchen an. Erst nur wenig, dann zunehmend mehr. Erst mit Päckchen und dann fing ich an zu drehen, den Stopf-Tabak brauchte ich für die Joints ja eh.

So und nun war der 3. September 2017 - Abflug in die USA - gekommen.

- Fortsetzung folgt -

Tanja


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