Der Anfang vom Scheinbahren Untergang...

Ich werde nun erzählen wie alles anfing, wie ich überhaupt erst in dieses ganze Dilemma rein gerutscht bin, wie ich so geworden bin wie ich jetzt bin! 

März 2013, nach einem Herzinfarkt und zwei Wochen Koma verlässt meine Oma die Welt der lebenden. Damals war das für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Meine Oma ist weg. Die Oma die gleich um die Ecke gewohnt hat, mit der ich immer gemalt hatte, die immer leckereien zuhause hatte, die die mir vom Einkaufen immer was mitgebracht hatte auch wenn es "nur" ein Apfel war...Sie war immer da und ich habe sie so unfassbar doll geliebt und immer ein Teil meines Lebens gewesen und jetzt war sie weg.

Jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass das der Anfang war. Jahrelang habe ich gerätselt was mich überhaupt erst in die folgende Lage gebracht hat.

Naja also gut, meine Oma war weg...ich stellte mir also die banale Frage: "Wen habe ich eigentlich noch?"

Natürlich hatte ich noch meine Familie und auch Freunde, nur leider sah ich das nicht.

Ich fühlte mich einsam obwohl ich nicht alleine war. Ich dachte niemand würde mich verstehen, ich hätte niemanden mehr der für mich da wäre. Nach einiger Zeit solcher Gedanken war ich mir ziemlich sicher dass ich auch wertlos sei.

Ich zog mich also immer weiter zurück. Ich unternahm immer weniger mit meinen Freunden. Wieso sollte ich auch mit jemandem etwas unternehmen der mich ja doch nicht verstand, geschweige denn mir überhaupt zuhörte oder sich für mich interessierte. Ja, so dachte ich damals....leider.

Nach einer gewissen Zeit des Leidens suchte ich Zuflucht im Internet. Heute sind das typische Dating-Seiten aber damals war das irgendwie noch nicht ganz so...Jedenfalls fing ich halt an dort mit ganz verschieden Charakteren zu schreiben, hauptsächlich männliche Charaktere. Ich fühlte mich verstanden von diesen Fremden Figuren. Ich fühlte mich wohl. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Selbst wenn mich einer blockierte, da waren ja noch tausend andere. Und ich war auch aufeinmal ganz selbstbewusst und hatte richtig Spaß daran mich mit anderen, besonders dem anderen Geschlecht über alles mögliche auszutauschen. Natürlich ist auch das ein oder andere Treffen zustande gekommen doch die waren meist nicht ganz so erfüllend wie die Gespräche Online.

Auf der Seite wo ich dann irgendwann am meisten unterwegs war, war KNUDDELS. Keine Ahnung ob es diese Seite heute noch gibt oder ob Ihr die überhaupt kennt. Jedenfalls war es da ganz lustig. Es gab verschieden Chatrooms mit unterschiedlichen Themen und man konnte auch Privat schreiben. Eigentlich garnicht so schlecht.

8. Mai 2013 - Vivo: "Hey ich würde dich sehr gerne kennenlernen."

Hätte ich auf diese Nachricht nicht reagiert, sie einfach ignoriert, so wäre mir wirklich einiges erspart gewesen. ABER NEIN, ich antworte, wir tauschen Skype namen aus und fangen an zu schreiben. Jeden Tag, jede Stunde, Jede Minute, Jede Sekunde des Tages gingen für "Vivo" (so nannte er sich online) drauf.

Zu dem jetzigen Zeitpunkt möchte ich nicht weiter da eintauchen. Es war der Beginn meines ersten Traumas. JA, irgendwann werde ich auch darüber schreiben aber halt noch nicht jetzt. Ich kann aber aufjedenfall sagen dass er der Grund war wieso ich mit dem ritzen anfing und weshalb ich letztendlich bei einer Psychologin gelandet bin.

Es ist wirklich schwer an diese Zeit zurück zu denken. Ich mein, ich hatte ja auch noch ein reales Leben...da es mir zunehmend schlechter ging und immer verzweifelter wurde traute ich einmal meiner Freundin ein wenig, wirklich ein wenig von meinen Gedanken und Gefühlen an. FEHLER! Sie nahm mich überhaupt nicht ernst, schmunzelte und meinte schließlich dass das doch kein wirklicher Grund sei sich zu ritzen. Man kann sich vorstellen wie ich mich in dem Moment gefühlt habe. ich öffne mich jemandem, traue diesem Menschen meine tiefsten und innersten Gedanken und Gefühle an und werde dann nur belächelt.

Da möchte ich auch etwas jetzt zu sagen: Keiner fühlt das was du fühlst. Für dich ist etwas unglaublich schlimm und tut dir wahnsinnig weh während dem anderen das überhaupt garnicht berührt. Nicht jeder empfindet das gleiche und das ist auch okay. Wenn das für dich ein Grund ist um sich selbst zu verletzen oder zu weinen oder sonstiges, dann ist das so und du hast auch alles Recht dazu. Du darfst dich so fühlen und du bist auch nicht komisch, anders oder sonstiges weil du dich so fühlst und dein gegenüber eben nicht. Es gibt bestimmt Situation wo dein gegenüber gekränkt ist, du aber nicht. 

Naja jedenfalls war das so ein Zeichen für mich, mich noch weiter zurück zu ziehen und eigentlich mich komplett von der Außenwelt abzuschotten. Wieso sollte ich überhaupt mit irgendwem noch reden? Es versteht ja doch keiner. Ich werde ja eh nur ausgelacht und meine Probleme werden belächelt und runter gespielt. ICH WERDE NICHT WAHRGENOMMEN. NIEMAND HÖRT MICH.

Das Verhältnis zu meinen Eltern war damals auch nicht wirklich gut...wenn ich überhaupt mal aus meinem Loch rausgekrochen kam, gab es eigentlich oft Streit. Also besonders zwischen meiner Mutter und mir. Ich habe oft "überreagiert", habe verletzende Worte gesagt und war grundsätzlich auch total abweisend. Habe kaum noch was erzählt, hab mich auch für nichts mehr eigentlich interessiert. Ich war einfach nur existent. Natürlich war das nicht dauerhaft so. Oft habe ich auch einfach eine Maske aufgesetzt und gelächelt. Und natürlich gab es hin und wieder auch mal Momente wo ich tatsächlich an etwas Spaß hatte oder gelacht habe aber diese Momente waren halt nicht besonders häufig. Zumindest kann ich mich an nicht viele Erinnern.

Auch meine Psychologin konnte mir nicht so wirklich helfen, denn auch von der habe ich mich nicht verstanden und ernst genommen gefühlt. Irgendwann war mir halt so ziemlich alles egal. 

Das ging ne ganze Weile so. Bis ich schließlich meinen damaligen Freund kennen lernte. Er gab mir wieder Halt und zeigte mir wie schön das Leben doch sein kann. Ich fasste neuen Mut und wagte den Versuch, dem Leben nochmal ein Chance zu geben.

Es lief auch alles wirklich sehr gut und ich konnte auch tatsächlich wieder glücklich sein. Natürlich nicht immer und durchgängig aber immerhin. Auch das ritzen gab ich eine Weile auf, Vivo hatte ich auch schon aus meinem Leben verbannt also alles lief eigentlich ziemlich gut.

Bis Vivo wieder auftauchte bzw. sich halt meldete...über einen anderen Skype Account. Nun ja und da fing der Scheiß wieder an. Also wieder alles von neu...mein damaliger Freund hatte keine Ahnung dass Vivo in meinem Leben war. Er bemerkte jedoch dass ich mich wieder ritzte...aber was hätte er auch schon tun können? Mich stoppen? ne, das wäre nach hinten los gegangen.

So und um ehrlich zu sein habe ich dann eine ziemliche Erinnerungslücke. Was ist dann passiert? Wie bin Vivo endgültig los geworden? Wie habe ich mich da gefühlt? Keinen blassen Schimmer. Meine Erinnerung setzt erst dann wieder ein wo mein Ex-Freund und ich uns für eine offene Beziehung entschieden haben um ein bisschen Erfahrung sammeln zu können. Wir haben uns trotzdem geliebt doch wir wollten Erfahrung sammeln und das war auch okay. Wir haben uns nichts verheimlicht oder so, wir waren immer noch ein ganz normales Pärchen dass sich liebt.

So und im nächsten Moment zieh ich auch schon an meinem ersten Joint.

- Fortsetzung folgt -

Tanja

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