03. November 2019 Part 1

 Und nun zu meinem wahrscheinlich einprägendsten Abstürze meiner kompletten Drogenkarriere. Ich werde mein bestes geben wirklich so lebhaft wie möglich alles zu erzählen aber ich möchte auch vorab sagen, ich werd es nie so wiedergeben können wie es wirklich war. Keiner wird es je genau so traumatisch empfinden wie ich...aber ich kann versuchen es ein stückweit rüberzubringen.

Was ich auch noch sagen möchte, bevor ich anfange, ist, dass ich diesen Post schreibe um ein Verständnis zu geben wie so ein Absturz aussehen kann. Dass auf Drogen nicht immer alles super ist und wie es einfach werden kann wenn man richtig abhängig ist, auch wenn man es sich nicht eingestehen will. 

                                                                                                                                                                      

Wir waren ganz normal feiern, so wie immer eigentlich. Ganz normaler Samstag-Abend/Nacht eben. Wir haben gut getrunken, einige Nasen gezogen, viel getanzt und gelacht alles super. Im großen und ganzen eine Super Nacht. So und dann so um, keine Ahnung 7:00 Uhr rum wollten wir dann nachhause. Draußen vorm Club haben wir dann einen Freund aufgegabelt, den wir schon ne Weile vermisst hatten. Der war auch total zugeballert. Bzw. dachten wir zunächst er wäre einfach extrem besoffen...doch ich merkte recht zeitnah, dass da mehr im Spiel war. Dass sein Wesen anders war als ich es kannte war mir nichts neues, er war ja nicht nüchtern. Jedoch beunruhigten mich zum einen seine Augen und der flehende, traurige Blick. Es war unglaublich schwer ihn unter Kontrolle zu bringen. Er fing an rumzupöbeln, dann rumzuspringen, schließlich wollte er sich an der U-Bahn Station Reeperbahn komplett entblößen. Gott sei dank konnte ich ihn noch stoppen. Ich war mit der Situation total überfordert, immerhin war ich selber ja auch total druff. Und mein Kumpel der noch dabei war, war auch keine große Hilfe. Meine beste Freundin war schon bei uns zuhause und schlief, da sie später arbeiten musste.

 Schließlich fragte ich ihn was er genommen habe. Die Antwort die ich dann bekam war nicht sehr zufriedenstellend.                                                                                                                                    "Keine Ahnung, irgendwer hat mir was in die Hand gedrückt oder ich hab was gekauft keine Ahnung."  Super...

Okay, also wir erstmal Richtung Jungfernstieg. Dort setzten wir uns dann an die Alster. Ich drehte erstmal ne Runde Zigaretten und dann saßen wir erstmal stillschweigend da. Ach da fällt mir ein, dass ich noch ein Typen im Schlepptau hatte, der mich eigentlich total nervte aber ich hatte einfach keine Kraft ihn abzuwimmeln. Mein Kumpel war mir auch in diesem Moment viel wichtiger als irgendeinen Typ los zu werden.

Schließlich brach das Schweigen. Mein Kumpel fing an sich wortwörtlich auszuheulen. Er redete darüber wie alleine und einsam er sei, er nichts auf die Kette bekommen würde usw. Er erzählte auch von seiner Familie, seiner Kindheit und seinem gesamten Leben. Dabei liefen ihm immer wieder Tränen über die Wangen. Er habe niemandem der ihm so wirklich zuhören würde....Ich verstand ihn sofort und ich wollte für ihn da sein und ihm zeigen, dass ich ihm zuhörte. Nachdem er wieder verstummt war, sagte ich ihm einige Worte. Seine Augen waren glasig und der Blick starr geradeaus auf die Alster gerichtet. Ich kannte diesen Zustand in dem er sich da gerade befand und ich hatte einfach Angst um ihn. Schließlich meinte ich dass es nun Zeit war zu gehen. Der andere Kumpel, der eigentlich nur stumm daneben gesessen hatte meinte dann aufeinmal, er nimmt ihn mit zu sich nachhause. Ich schüttelte sofort den Kopf und meinte, dass er mit zu mir kommt. Ich habe eine Schlaf Couch und ich wohne nicht so weit weg. Doch er beharrte darauf und versuchte mir einzureden dass er sich besser um ihn kümmern könnte und wirklich auf ihn aufpassen würde usw. Naja und den Typen dem ich Schlepptau hatte gefiel natürlich auch nicht dass ich den mit heim nehmen wollte. Er hatte ja noch was mit mir vor. Wozu ich aber ehrlich gesagt absolut keine Lust mehr hatte. Naja jedenfalls diskutierten wir hin und her aber es war zwei gegen eine und ich hatte irgendwann einfach keine Kraft mehr. Wir gingen also runter zum Bahnsteig. Meinen Kumpel stützte ich, da er nicht mehr in der Lage war richtig zu laufen. Ich hatte ein wirklich ungutes Gefühl. Mir war nicht wohl dabei ihn "abzugeben" und mit jemand anderen weg fahren zu lassen. Schließlich saßen die zwei Jungs in der Bahn und winkten uns zu, als diese losfuhr. Ich hatte vorher noch mehrmals sicher gestellt, dass ich ihm vertrauen kann mit meinem Kumpel und dass er auf ihn aufpassen würde etc. Dies wurde natürlich bejaht und hoch und heilig versprochen.

Der nervige Typ und ich gingen schließlich zu unserem Bahnsteig und fuhren zu mir nachhause. Ich hatte einfach keine Nerven mehr den abzuwimmeln. War mir alles einfach komplett egal. Ich war wie in Trance. Dieses ungute Gefühl schlich wieder in mir hoch...

Zuhause angekommen, total erschöpft, wollte ich dann eigentlich nur noch schlafen. Ich legte mich also so wie ich war ins Bett. Der Typ kuschelte sich an mich und versuchte mich zu betatschen. Ich reagierte jedoch nicht. Ich lag mit dem Rücken zu ihm und ignorierte ihn. Ich lag ewig so da. Insgeheim wartete ich natürlich auch auf die Nachricht, dass die zwei Jungs gut in Buxtehude angekommen sein und jetzt im Bett liegen würden. So und dann kam meine Freundin ins Schlafzimmer, war total aufgebracht und zog sich dabei die Klamotten an. Verwirrt schaute ich sie an. Sie sagte nur den Namen meines Kumpels und sofort verstand ich, dass etwas schief gelaufen war. Ich stand hastig auf, ging zu ihr und fragte was los sei. Sie meinte dann, er habe sie angerufen und gemeint er sei da und da, alleine, besoffen, druff, was auch immer. In dem Moment brach eine Welt in mir zusammen. Ich sank zu Boden und fing fürchterlich an zu weinen. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Ich hätte darauf beharren sollen ihn mit zu mir zu nehmen. Er war doch garnicht in der Lage alleine zu "überleben"...Ich war maßlos enttäuscht von meinem Freund, dem ich mein Vertrauen geschenkt hatte. Nachdem ich mich beruhigt hatte, rief ich ihn sofort an doch sein Handy war wohl leer. Wütend schickte ich ihm einige Sprachnachrichten. Irgendwann antwortete der dann auch mit ja er ist ja kein Babysitter und muss sich nicht um ihn kümmern. Wenn der einfach aufsteht und wegläuft wieso sollte er hinter her laufen und und und. Ich war geschockt!!! Er. hatte mir doch sein Wort gegeben, dass er auf ihn aufpassen würde. Sonst hätte ich ihn doch zu mir genommen, wenn er kein Babysitter spielen will. Übrigens der nervige Typ stand total ratlos neben mir, entschuldigte sich, dass er mich überredet, "gezwungen" hatte meinen Kumpel quasi "abzugeben" und mit ihm einfach heim zu fahren. Doch das juckte mich ehrlich gesagt garnicht, ich wollte einfach nur dass er verschwindet. Also ich beachtete ihn garnicht, zog mir Schuhe und Jacke an und hechtete mit meiner Freundin zu U-Bahn. Wir wollten unseren Freund abholen und ihn mit zu uns nehmen. Der nervige Typ zog sich auch die Schuhe an und verschwand. Gott sei dank.

Ich war immer noch fassungslos wie sehr doch mein Vertrauen missbraucht worden war. Naja jedenfalls trafen wir unseren Kumpel dann an der einen Bahnstation, weiß nicht mehr welche ist ja aber auch Wurscht. Als er dann fröhlich auf uns zu gelaufen kam brach ich erneut zusammen. Das war einfach alles zu viel für mich. Es ist schwer zu beschreiben warum mich das so krass erschütterte. Es war nunmal die Tatsache, dass ich angst um meinen Kumpel hatte und die Kontrolle über die Situation jemand anderem gab von dem ich glaubte ihm vertrauen zu können. Als ich dann noch erfuhr dass genau dieser "Freund" versucht hatte meinen Kumpel anzufassen und ihn belästigte, der nicht wollte, ihn abblockte und daraufhin weglief, da der nicht hörte...na also da war ich dann vollkommen am Ende.

Irgendwann hatte ich mich dann doch auch wieder beruhigt und meinem Kumpel schien es ja jetzt auch besser zu gehen. 

Meine Freundin musste jetzt zur Arbeit und schlug vor, dass wir einfach mit ihr kommen könnten. Das taten wir da auch. Müde war ich sowieso nicht und jetzt zuhause dumm rum sitzen hatte ich auch keine Lust. Und naja so ein paar Bier könnten am morgen doch nicht schaden. War mittlerweile glaub ich so 9 oder 10 Uhr.

Also fuhren wir mit zu ihrer Arbeit. So als Randinfo, sie arbeitete in einem griechischen Restaurant als Kellnerin. Ok also saßen wir dort nun, draußen am Tisch, tranken ein paar Bier, ein paar Saftschorlen, rauchten und aßen natürlich auch ein fette Portion Gyros. Ah ne am Anfang saßen wir noch drinnen und haben dort gegessen. Mein Kumpel und ich waren aufeinmal ganz munter und fröhlich und fanden so ziemlich alles, und ich meine wirklich alles, unglaublich witzig. Wir krümmten uns vor lachen. Wir hatten so ein Spaß! Irgendwann zogen wir nach draußen um. Aufjedenfall verbrachten wir den ganzen Tag dort. An schlafen oder Müdigkeit war nicht mal zu denken. Wir waren schon weit über den Punkt hinaus wo man sich hätte schlafen legen können.

So, damit der Post jetzt nicht zu lange wird, mach ich hier Katt und erzähle im nächsten Post wies weiterging. Das war nämlich nur der Anfang, das war noch garnicht der eigentliche Absturz nur ohne diese Informationen würde das alles kein Sinn ergeben.

- Fortsetzung folgt -

Tanja


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